Mit dem „Lied des Monats“ wollen wir in loser Folge etwas unbekanntere Lieder aus unserem Gotteslob kennenlernen. Neben einer Textbetrachtung im „Kreuz und quer“ und auf der Internetseite wird das Lied von unseren Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern in den Gottesdiensten musikalisch erschlossen, mit den Gemeinden eingeübt und anschließend auch öfter gesungen.
Das neue Lied des Monats steht im Trierer Bistumsanhang des Gotteslobes. Es soll uns in den nächsten Wochen in unseren Gottesdiensten begleiten und passt gut in die Zeit: am 29. September 2023 feiern wir das Fest der drei Erzengel Michael, Gabriel und Rafael – in St. Michael wird bereits am 24. September das Patronatsfest begangen. Am 2. Oktober 2023 begeht die katholische Kirche das Schutzengelfest. Dabei wird in besonderer Weise den Engeln als helfende Boten Gottes gedacht.
Das Lied wurde vom evangelischen Pfarrer Eugen Eckert getextet; komponiert wurde es vom katholischen Kirchenmusiker Thomas Gabriel. Es entstammt dem Rock-Oratorium „Daniel“, das von der Band „Habakuk“ 1996 erstmalig aufgeführt wurde. Gott hat mir einen Engel gesandt: Der Satz stammt von dem biblischen Propheten Daniel. Ein Prophet, der in einer Krisenzeit lebte: Im sechsten Jahrhundert vor Christus wurden große Teile der jüdischen Bevölkerung von den Assyrern nach Babylon verschleppt. Eine schlimme Erfahrung für das Judentum, die sich auch im Buch Daniel niedergeschlagen hat. Daniel war einer der Verschleppten. Doch er war weise und hatte die Fähigkeit, Träume zu deuten. Deshalb wurde er zu einem gefragten Ratgeber des Königs. Allerdings war sein Glaube den Herrschenden ein Dorn im Auge. Weil er an diesem Glauben festhielt, wurde er in einen Löwenzwinger geworfen: die Todesstrafe. Doch Daniel überlebte. Auf die Frage, wie er das gemacht hatte, sagte er: „Mein Gott hat seinen Engel gesandt“ (Dan 6,23).
„Gott hat mir längst einen Engel gesandt, mich durch das Leben zu führen. Und dieser Engel hält meine Hand, wo ich auch bin, kann ich es spüren. Mein Engel bringt in Dunkelheit mir Licht. Mein Engel sagt mir: Fürchte dich nicht! Du bist bei Gott aufgehoben.“
Thomas Gabriel greift eine Melodie und einen Rhythmus aus der klassischen Musik auf: eine Pavane – ein Schreittanz, der an den Höfen der Renaissance äußert beliebt war. Wir können uns dabei Daniel vorstellen, wie er langsam und königlich aus dem Löwenzwinger spazierte – mit einem Engel an der Hand. Für mich strahlt dieses Lied viel Ruhe, Kraft und Besonnenheit aus. Vielleicht können wir beim Singen dieses Liedes selbst die Hoffnung spüren, die uns – wie Daniel – durch die Krisen unseres eigenen Lebens trägt.
Petra Frey